Saturday, January 25, 2020

Thomas Pletzinger - The Great Nowitzki

Sportlerbio, nicht uninteressant, am Ende mir zu viel Great und Hymne.

Fritz J. Raddatz - Tagebücher 1982 - 2001

Eitel, aber interessanter Einblick in eine Kulturwelt "von gestern."

Helmut Krasser - Alles ist gut

Typischer Krasser. Viel und schön über Musik, Sprache teilweise hanebüchen. Am Ende kaum die Kurve kriegend.

Isaac B. Singer - Schoscha

Roman über die Liebe eines Autors zu einer intellektuell unstandesgemäßen Jugendliebe.

Louise Erdrich - Der Klang der Trommel

Diese Roman handelt von der mystischen Kraft einer Trommel. Sie ist eine Art Verbindungsstück zu den Toten, durch das sie den Lebenden Hilfe schicken können. Erdrich erzählt, wie die Trommel zurück zu den Besitzern gelangt, nachdem sie ihnen abhanden gekommen war. Dann schildert sie, wie die Trommel entstanden ist, nämlich als eine Art Kontakaufnahme einer von Wölfen gefressen Tochter zu ihrem Vater. Später rettet die Trommel eine Verwandte, die nach einem Hausbrand zu erfrieren drohte.
Die teilweise dramatischen Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven von personalen Erzähler erzählt; die Natur ist überall anwesend. Weiße kommen kaum vor. Das alles ist sehr fesselnd und lässt einen nachdenken über mögliche Durchgänge, die wir verbaut haben oder einfach nicht mehr als solche wahrnehmen. Es gibt auch einige sehr schöne Bilder wie das zum Beispiel:
Um von einem Baum zum anderen zu fliegen, lässt sich der Rabe wie ein Habicht von der Luft tragen. Genauso mache ich es, wenn ich mich abends dem Schlaf anvertrauen. 
Oder:
Er staunte ständig über sich selbst. Wenn der früher endlos über das redete, was er später mal machen würde und was dann doch nie geschah, braucht er jetzt nur an etwas zu denken, und noch eher den Einfall in Worte gekleidet hatte, war er schon in die Tat umgesetzt. 

Sunday, December 22, 2019

Rüdiger Safranski - Hölderlin. Komm! ins Offene Freund! Biographie

Dichterbiographie, auch mit Beziehung zur philosophischen Ideenwelt seiner Zeit. Diese Sachen dann manchmal öde und unersprießlich, bei einer ansonsten sehr kompakten und gut lesbaren Lebensbeschreibung.

Christoph Poschenrieder - Der unsichtbare Roman

Gustav Meyrink, der Schriftsteller, soll im Auftrag des Auswärtigen Amtes einen Propagandaroman schreiben. Er nimmt das Angebot an, umkreistes Projekt, tut aber nichts dafür. Sehr lässiger, kleiner Roman.

Mirko Bonné - Traklpark

Gedichte, vor allem vom Reisen und Unterwegssein. Irgendwie stehen sie in Beziehung zu Trakl.

Sebastian Barry - Tage ohne Ende

Zwei schwule Unionssoldaten erleben allerhand Grausamkeiten im Krieg gegen Indianer und Südstaatler. Doch sie bleiben bei allen Erlebnissen positiv, das ist das Erstaunliche. Ganz einmalig ist der Ton, in dem das alles erklingt - sehr farbig, genialisch.

John Burnside - Haus der Stummen

Ein unheimlicher Einzelgänger auf der Suche nach dem Sitz der Seele im Menschen. Benutzt dafür Zwillinge, die er vor der Welt verborgen hält. Schätze Burnside sehr, aber das Buch war mir doch zu herzlos.

Simone Buchholz - Revolverherz

Eine zu groß gewachsene, zu viel trinkende Staatsanwältin auf der Suche nach Mördern und Auswegen aus der Einsamkeit. Wunderbare Heldin, wunderbare Erzählwelt, wunderbare Autorin.

Monday, November 18, 2019

Hanns-Josef Ortheil - Der Mann, der von den Löwen träumte

Roman über Hemingway. Ein eigenes Genre mittlerweile. Aber es geht hier eigentlich um das Schreiben, wie Ortheil es versteht. Und das gefällt immer.

Nick Drnaso - Sabrina

Graphic Novel. Eine junge Frau verschwindet, die Menschen trauern und leben weiter, derweil die Welt fast verrückt spielt.

Christian Friedrich Delius - Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Als Roman getarnter, langer Essay zur Tagespolitik. Man hört aber ganz gerne zu.

Anton Tschechow - Adriana

Tschechow Erzählungen halt. Ganze Welten berührt auf flüchtigen paar Seiten.

Shirley Jackson - Wir haben schon immer im Schloss gelebt

Quasi das Urei des modernen Mystery. Unaufgelöst hinreißend.

Juan Moreno - Tausend Zeilen Lügen

Packendes Buch über den Fall Relotius, tiefe Einblicke in den Maschinenraum des Journalismus offenbarend.

Jan Brokken - Sibirischer Sommer mit Dostojewski

Roman über Dostojewski, mit Schönheiten, aber ohne rechte Relevanz für die Gegenwart.

Volker Weidemann - Das Duell

Etwas aufgemotzte Doppelbiografie mit manchmal aufdringlichem Storytelling.

Norbert Gstrein - Die englischen Jahre

Roman über einen jüdischen Schriftsteller, gute Geschichte, die aber durch nervige Einschaltung von sinnlosen Reflexionsebenen fast ungenießbar.

Thursday, October 10, 2019

John Boswell - Dr. Samuel Johnson: Leben und Meinungen

Pur englisch. Sehr erheiternd und unterhaltend, obwohl so ziemlich alles, was jener Gelehrte zum Besten gab, heut falsch und verkehrt ist.

Steffen Kopetzky - Propaganda

Saftiger Roman mit Krieg, Indianern, Nazis, Hemingway, Matlock-Gerichtsfinale, Vietnam, Kennedy, Nixon, Apocalypse Now usw. Sehr unterhaltsam, nur am Ende läuft es sich ein wenig leer.

Friday, September 27, 2019

Patricia Duncker - Die Germanistin

Vielleicht ist das Buch aus dem Impuls heraus entstanden, Gedanken und schöne Schwärmereien rund um Literatur in ein Stück Fiktionshandwerk einzubetten. Irgendwo lässt sie den sagenumwobenden Schriftsteller sagen:
Ich stelle die gleichen Anforderungen an Menschen und fiktionale Texte, petit - daß sie offen enden, daß sie in sich eine Möglichkeit zu sein enthalten, und diejenigen zu verändern vermögen, denen sie begegnen. Dann funktioniert etwas - die notwendige Dynamik - zwischen dem Autor und dem Leser.
Das ist zwar ein schöner Gedanke, klingt aber, trotz leisem Gesäusel, petit, nach Seminar. Der Geruch einer akademischen Muckibude liegt in der Luft.
Gerne lesen Leser wie ich ja von anderen Lesern, die in einem Buch mehr Anmerkungen hinterlassen, als der ursprüngliche Drucktext einnimmt. Aber das meiste in der Germanistin ist einfach nur Story mit einem Ende, das im Kino vielleicht ganz gut funktioniert, im Roman aber zu ölig reingeschraubt wirkt. Bleibt noch zu sagen, dass ich den Roman trotzdem sehr schnell durchgezogen habe. Und gleich auf den Stapel für den öffentlichen Bücherschrank abgelegt. 

Tuesday, September 24, 2019

Doris Dörrie - Leben, schreiben, atmen

Anders als es der Titel nahlegt, handelt es sich um keinen Schreibratgeber, sondern um eine getarnte, sehr gut geschriebene Autobiografie.
Doris Dörries Anleitung lässt sich ganz kurz zusammenfassen: Schreibe jeden Tag, schreibe in Zehnminutenintervallen, schreibe mit der Hand, schreibe ohne nachzudenken, lass dem Schreiben seinen Lauf. Verlass dich auf deine Erinnerung, benutze einfache Trigger wie: die Erinnerung an die Eltern, das Elternhaus, Freunde, Musik, Tiere, Kleidung, gestern, sitzen und beobachten, flannieren, reisen etc. Dann mischt, nach und nach, von ganz alleine etwas in das Schreiben, das mit Selbst- und Weltvergewisserung, Achtsamkeit, Tiefe zu tun hat.
Und all das demonstriert sie dann selbst in wunderbaren autobiografischen Skizzen, die um wiederkehrende Motive kreisen, dazu aber immer neue Facetten entdecken.
Man geht da nach einer Weile staunend und betört mit.

Thursday, September 19, 2019

Takis Würger - Der Club

Roman, den man sehr schnell in einem Zug durchliest: Ein trauriger Hans lässt einen Vergewaltiger-Club im schnöseligen Cambridge auffliegen. Kein Werk für die Ewigkeit, eher für den offenen Bücherschrank.